Ein Cover ist wie das erste Tinder-Foto eines Buchs:
Es entscheidet, ob man weiterwischt oder sich verliebt. Und ganz ehrlich – bei all der Arbeit, die in ein Manuskript fließt, will man nicht, dass das erste, was Leser sehen, ein schiefes Stockbild mit zu vielen Lichteffekten und einem Font, der „Romantikroman aus der Clipart-Hölle“ schreit.
Aber der Weg zum perfekten Cover ist … sagen wir: ein Abenteuer. Mit Umwegen. Und gelegentlichen WTF-Momenten.
Der Anfang: Erst das Buch, dann die Verpackung
Bevor überhaupt jemand mit einem Coverdesign anfangen kann, braucht es: ein fertiges Buch. Oder zumindest ein fast fertiges.
Denn das Cover muss nicht nur hübsch sein, sondern auch technisch passen – z. B. zur Buchdicke. 200 Seiten brauchen nun mal weniger Rücken als ein Wälzer mit 700. Also: Erst schreiben. Dann feilen. Dann korrigieren. Dann… Cover.
Ich weiß, manche machen das parallel. Ich gehöre nicht dazu. Ich brauche erstmal das Gefühl: Das Ding ist jetzt wirklich da. Dann kann ich mir Gedanken machen, wie es aussehen soll. Tatsächlich kommen dann im Nachhinein manchmal doch noch ein paar Seiten dazu. Es ist fürchterlich. Bis das Ding raus ist, muss ich ständig dran rumwerkeln. Aber ein bisschen zusätzliche Dicke geht sich immer aus – ab 10+ Seiten wird’s kritisch.
Stockbilder-Cover: Wenn’s schnell gehen soll – aber mit Stil
Für Bücher, bei denen ein hochwertig gemachtes Cover mit Stockbildern gut passt, habe ich zum Glück eine feste Designerin. Sie weiß, was ich mag, und sie liefert. Schnell, verlässlich, schön. Das sind die Cover, die auf den ersten Blick professionell aussehen und nicht nach Baukasten. Und das Beste: Wir sind inzwischen ein eingespieltes Team.
Diese Designerin bemühe ich vor allem für meine Fachbücher. Da passt illustrativ einfach nicht und sie hat es total drauf, hier ein ordentliches Design zu zaubern.
Aber wehe, es soll mal anders werden.
Illustrationen: Willkommen im Abenteuerland
Manchmal braucht ein Buch etwas ganz Spezielles. Eine Illustration, die genau den Ton trifft – sei es Anime-Stil wie bei In 14 Tagen gehörst du mir oder etwas, das zwischen Realismus und Zeichentrick schwebt, wie bei meinen aktuellen Jugendbuchprojekten.
Und da fängt die Schatzsuche an: Illustratorensuche. Onlineportfolios durchklicken, Zeichenstile vergleichen, Preise abklopfen, schauen, wer überhaupt Aufträge annimmt. Dann folgen Anfragen, kleine Gespräche, Stiltests, und: viel Hoffnung.
Gelegentlich verliebt man sich in einen Stil – nur um dann festzustellen, dass der Künstler seit drei Jahren verschollen ist oder keine Aufträge mehr annimmt. Oder schlimmer: dass der Künstler gar keiner ist.
Der KI-Schock: Wenn die Hände seltsam und die Beine verdreht sind
Ja, es ist passiert. Ich hatte mal einen „Illustrator“, der mir vollmundig ein handgezeichnetes Cover versprach – und dann ein KI-generiertes Etwas ablieferte, bei dem die Figur mehr Finger als nötig hatte und ihre Knie Dinge taten, die medizinisch unmöglich sind.
Schön war das nicht. Weder die Figur, noch der Moment, als ich realisierte, dass ich gerade fast betrogen wurde.
Kleiner Tipp am Rande: Wenn das Cover auf den ersten Blick irgendwie „off“ aussieht, zoomen. KI erkennt meistens nicht, wie Hände oder Gelenke funktionieren. Oder Ohren. Oder überhaupt die Gesetze der Anatomie. Oder Tipp Nummer zwei: Bitte um eine kleine Korrektur, beispielsweise, dass der Arm irgendwie anders sein soll. Da braucht es schon fähige KI-Künstler, um das hinzubiegen. Aber wenn du ganz sicher gehen willst, lass dir den Fortschritt zeigen. Die meisten Künstler machen erstmal eine grobe Skizze, ehe sie das weiter ausfeilen, um von vornerein abzustecken, wie’s aussehen wird.
Wer dir gleich etwas sehr Fertiges liefert, bei dem würde ich seeeehr kritisch nachhaken.
Wenn’s passt, dann bleibt man dabei
Aber wenn man dann mal jemanden gefunden hat, der wirklich liefern kann – der versteht, was man meint, auch wenn man es nur mit Worten wie „so ein bisschen dreamy, aber nicht kitschig, weißt du?“ beschreibt – dann hält man fest.
Denn das ist das Ziel: ein Stil, der wiedererkennbar ist. Eine Zusammenarbeit, auf die man sich verlassen kann. Jemand, der im besten Fall schon beim Briefing sagt: „Ah, ich weriß schon, was du brauchst. Ich hab da eine Idee.“
Was hierbei heutzutage nützlich ist: KI. Natürlich kann man einen ewiglangen Text verfassen, wie das ungefähr aussehen soll. Aber ich lasse mir von der KI einfach Bilder generieren, such mir was aus, was mich anspricht, und sage dann dem Illustrator: So ungefähr. Dadurch erspart man sich sehr viel Vorgeplänkel.
Fazit: Coversuche ist wie Dating mit Zielpublikum
Es braucht Zeit, Geduld und eine gute Menschenkenntnis. Man muss ein bisschen herumprobieren, gelegentlich absagen und im besten Fall den Illustrator finden, bei dem man sagen kann: „Mit dir will ich noch viele Bücher machen.“
Und wenn’s mal nicht klappt? Dann lieber nochmal zurück auf Start, als mit einem fünfzackigen Ellenbogen und neun Fingern auf dem Cover zu landen.