Diese Frage stellt mir besonders gern meine Frau, wenn ich ihr mal wieder mit leuchtenden Augen eine neue Buchidee vorstelle:
„Wie kommst du eigentlich darauf?“
Ich sag’s mal so: Wenn ich für jede dieser Fragen einen Sterntaler bekommen hätte, müsste ich heute vermutlich keine Bücher mehr schreiben.
Tatsächlich kommt mir vieles ganz spontan – aber eben nicht nur zufällig. Einiges hat ganz klar seinen Ursprung, und zwar an Orten, die oft überraschen.
Wann die Muse mich küsst
Wenn ich mich krampfhaft hinsetzen und überlegen würde, was ich als Nächstes schreiben will – käme mir vermutlich… nichts.
Die besten Ideen kommen mir meistens dann, wenn ich gerade nicht ans Schreiben denke und mein Hirn möglichst unbeschäftigt ist.
Das ist in unserer modernen Dauerbeschallungswelt natürlich selten. Entweder man hängt am Handy, redet mit Leuten, trainiert, schreibt oder hat sonst irgendeine To-do-Liste im Nacken. Nichtstun ist heutzutage was für meditierende Mönche.
Trotzdem gibt es so ein paar klassische Momente, in denen mein Gehirn anfängt zu glühen:
Beim Autofahren, besonders auf der Autobahn – wenn der Kopf in den Standby-Modus geht.
Im Schlaf – meine Träume sind manchmal wie kleine Filme mit Plot-Twist.
Beim Fernsehen oder sinnfreiem Scrollen – wenn das, was ich sehe, mich nicht fesselt, fängt mein kreativer Teil im Hinterkopf an, eigene Geschichten zu spinnen.
Wie sieht so eine Inspiration aus?
Oft ist es nur ein kleiner Gedanke. Ein Fünkchen.
Beispiel: Bei „In 14 Tagen gehörst du mir“ hatte ich anfangs nur Emily im Kopf.
Eine taffe Schülerin, die alle haben könnte – und gleichzeitig eine leidenschaftliche Turnerin ist. Dazu kam die Idee, dass ausgerechnet eine Liebesgeschichte sie dazu bringt, ihr wahres Ich zu zeigen.
Solche Ideen reichen manchmal für ein ganzes Buch – manchmal aber auch nur für eine Nebenfigur oder eine Szene.
Und manchmal… wächst daraus wie von Zauberhand ein ganzes Gerüst, komplett mit Anfang, Mittelteil und Ende. Wie Unkraut. Nur schöner.
Und woher kommt sie nun?
Zu 99,9 % bin ich mir sicher:
Ich bin kein göttergleicher Erfindergeist, der ständig das Rad neu erfindet.
Viele meiner Ideen basieren auf meinem Leben – auf dem, was ich selbst erlebt, gelesen, gesehen oder gefühlt habe.
Als Kind habe ich zum Beispiel leidenschaftlich gern Ranma ½ gelesen. Ironie, absurde Situationen und dieses „Enemies-to-Lovers“-Ding?
Da hat’s wohl angefangen.
Ich verarbeite auch oft meine eigenen Leidenschaften: Sport, Akrobatik, Durchhaltevermögen – meine Figuren tragen oft etwas davon in sich, weil ich es gut nachempfinden kann.
Und ja:
Manche Nebenfiguren erinnern verdächtig an ehemalige Lehrer.
Oder an diesen einen schrägen Typen im Supermarkt, der plötzlich in meinem Kopf eine völlig neue Rolle spielt.
Warum? Weil ich das authentisch beschreiben kann. Weil es echt ist.
Was mir schwerfallen würde?
Zum Beispiel aus der Sicht eines aggressiven Psychopathen zu schreiben – mir fehlt da einfach der Zugang. Ich bin dann doch eher Team „nachvollziehbare Menschen mit Ecken und Kanten“.
Fazit
Inspiration ist für mich kein magischer Geistesblitz vom Himmel.
Sie ist eher ein Puzzle aus Erfahrungen: Dinge, die ich gesehen, gelesen, gefühlt, gehört oder geträumt habe – kreativ neu zusammengesetzt.
Und genau das ist für mich das Schönste am Schreiben:
Aus Bekanntem etwas ganz Neues erschaffen.
Etwas, das bleibt.